Johann Nepomuk Holzhey - genialer Orgelbauer des 18. Jahrhunderts
Holzhey wurde sehr wahrscheinlich von Ursberg empfohlen, das wie Obermarchtal ebenfalls Prämonstratenserstift war. Dort baute der Meister zwischen 1775 und 1778 eine neue Haupt- und Chororgel. Man war anscheinend mit den Arbeiten zufrieden und nach seinem Auftrag in Obermarchtal arbeitete seine Werkstatt auch für die Prämonstratenserabteien Weißenau, Rot an der Rot und Roggenburg [1].
Johann Nepomuk Holzhey
Johann Holzhey, wie er seine Orgelbauverträge meistens unterschrieb, wurde am 26. Februar 1741 in Rappen bei Ottobeuren geboren und erlernte das Orgelbauhandwerk vermutlich bei seinem Onkel Alexander Holzhey. Als Karl Joseph Riepp, ebenfalls aus der Nähe von Ottobeuren stammend, die bedeutenden Chororgeln in seinem Heimatort erbaute, arbeite Holzhey dort mit. Dadurch lernte er den französischen Orgelbau kennen, der ihn nachhaltig beeinflusste. Riepp hatte nämlich seine oberschwäbische Heimat verlassen und unterhielt seine Werkstatt in Dijon, kehrte also für den Auftrag in Ottobeuren für kurze Zeit in seinen Heimatort zurück. Als Bürger von Ottobeuren pflegte Holzhey anschließend viele Jahrzehnte die Chororgeln von Ottobeuren und war somit mit dem Werk Riepps bestens vertraut.
Etwa seit 1767 arbeitete Holzhey selbständig, da er in die Werkstatt des 1760 verstorbenen Orgelmachers Joseph Zettler einheiraten konnte. Holzhey war drei Mal verheiratet. Seine erste Frau Cäcilia Zettler starb schon 1770. Anschließend verehelichte er sich mit der Kaufmannstochter Walburga Stempfle. Aus den beiden Ehen gingen zwölf Kinder hervor. Seine zweite Frau verstarb 1788 und Holzhey war fast 14 Jahre lang Witwer. Erst 1802 verheiratete er sich mit Klara Degen aus Überlingen, die ihren Mann fast 25 Jahre überleben sollte. Der Orgelmacher selbst verstarb am 18. September 1809 an einer falsch behandelten Krankheit. In einem Nachruf wird er als "geschickter Künstler" bezeichnet und hier erfahren wir auch seinen zweiten Vornamen "Nepomuk", der aber nicht sein Taufname war und den Holzhey vermutlich nur aus Wertschätzung gegenüber diesem Heiligen führte. Es könnte natürlich auch schlicht ein Versehen des Verfassers gewesen sein, aber über die vergangenen Jahrzehnte hat sich die Namensnennung "Johann Nepomuk" etabliert, was günstig ist, da es viele Nachkommen der Familie Holzhey gibt und es deshalb zu keiner Verwechslung kommen kann.
Holzhey hatte in der Regel immer Ordensgemeinschaften als Auftraggeber und sein Wirkungskreis erstreckte sich von München bis Meßkirch und von Neresheim bis Seewis in Graubünden. Nach der Auflösung der Klöster 1803 im Zuge der Säkularisation brachen für Holzhey schwere Zeiten an. Zunächst brachen alle finanzkräftigen Auftraggeber weg. Die Arbeiten beschränkten sich nun auf Versetzungen von überflüssigen Klosterorgeln und erst im Jahr 1809 liefen Vorbereitungen für einen Umbau der Orgel in der Stiftskirche St. Gallen und einen Neubau in Dürmentingen. Dabei verletzte sich der Meister am Daumen, es setzte sich eine Wassersucht an und durch Kurpfuscherei kam er dadurch zu Tode.
Orgeln
Soweit wir heute wissen, baute der Ottobeurer Orgelmacher etwa 27 Instrumente neu und führte ungefähr 13 große Reparaturen und Umbauten aus. Zeitlebens unterhielt er seine Werkstatt in Ottobeuren. Zur Belegschaft gehörten drei bis vier Gesellen und auch die örtlichen Schreiner halfen gelegentlich aus. Die Orgelgehäuse bei großen Instrumenten wurden grundsätzlich nicht von Holzhey selbst, sondern von Kunstschreinern angefertigt. Schon bald konnte seine Werkstatt einen bedeutenden Ruf erlangen, wenn auch seine erste große Orgel in Meßkirch wohl nicht so recht glückte.
Spätestens mit den Orgelwerken in Ursberg war seine Werkstatt etabliert und der Meister kam mit den Aufträgen kaum nach. Verzögerungen bei einem Neubau von mehreren Jahren waren keine Seltenheit. Entscheidend gefördert haben ihn sicher die Äbte der reichsfreien Prämonstratenserklöster. Diese selbstbewussten Prälaten ließen sich repräsentative Großorgeln mit drei Manualen bauen, was für damalige Verhältnisse außergewöhnlich war. Stadtkirchenorgeln hatten in der Regel zwei Manuale. In den ehemaligen Reichsabteien Obermarchtal, Weißenau und Rot erklingen bis heute seine Instrumente. Sein größtes Werk aber mit 48 Registern steht in der Benediktinerabtei Neresheim.
Quellenangaben
[1] Ulrich Höflacher: Johann Nepomuk Holzhey. Ein oberschwäbischer Orgelbauer. Ravensburg, 1987.
Die grundlegende Arbeit gibt einen Einblick in das Gesamtwerk Holzheys. Bei der Bewertung und Datierung der Instrumente von Obermarchtal wird auf den vorliegenden Aufsatz verwiesen, der einige Angaben präzisiert und korrigiert.